Diaghilev, Sergei: Les Ballets Russes Vol. 10
2001, 2012
2016
Igor Strawinsky
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Zoltán Peskó
Gérard Korsten
Tr. 1 Igor Strawinsky: L'Oiseau de feu
Tr. 25 Igor Strawinsky: Apollon musagète
10. CD in der Serie „Diaghilev – Les ballets russes“. Einzigartige Serie, in der alle musikalischen Werke präsentiert werden, die in der von Diaghilev konzipierten Pariser Ballettreihe vorgestellt werden. Vol. 10 entält zwei Meisterwerke von Strawinsky. Ausführliches Beiheft mit Anmerkungen zu Bühnenbild, Choreographie und Kostümen. Entstand in Kooperation mit der John Neumeier Stiftung.
Die Ballets russes waren in den Jahren 1909 bis 1929 eine Serie von Ballettabenden in Paris, ins Leben gerufen von dem russischen Impresario Serge Diaghilev. Er machte jedoch aus dem traditionellen Ballett des 19. Jahrhunderts expressive Gesamtkunstwerke und verpflichtete dazu die besten Komponisten, Maler, Bühnen- und Kostümbildner und natürlich Choreographen, die damals aufzutreiben waren. Zahlreiche musikalische Meisterwerke, Meilensteine in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, verdanken seinen Aufträgen ihre Existenz – darunter Strawinskys „Le sacre du printemps“, Debussys „Prélude à lÄaprès-midi d'un faune“ oder de Fallas „Dreispitz“.
Die Serie „Diaghilev – Les ballets russes“, die seit vielen Jahren von SWRmusic vorangetrieben wird, hat sich zum Ziel gesetzt, ALLE für diese Balletserie entstandenen Werke zu präsentieren und im Beiheft jeweils auch über Choreographie, Bühnenbild etc. zu berichten. Dabei arbeitet SWRmusic mit der Stiftung des international hoch renommierten Choreographen John Neumeier zusammen.
Auch die beiden Partituren Strawinskys, die auf dieser CD zu finden sind, gehören zu den ganz großen musikalischen Hervorbringungen des 20. Jahrhunderts: In den Jahren 1910 bzw. 1928 entstanden, umfassen sie beinahe die gesamte Lebensdauer der Ballets Russes. Zugleich ist L’oiseau de feu die erste Komposition des jungen Strawinsky für jene Truppe, über die er später bei der Arbeit an Apollon musagète den Choreographen George Balanchine kennenlernen sollte. Zwischen Strawinsky und Balanchine entwickelte sich eine jahrzehntelange Herzens- und Arbeitsfreundschaft, die ohne Übertreibung ein Glücksfall für die Musik- wie die Ballettgeschichte zu nennen ist. Wären die beiden hier aufgenommenen Werke nicht entstanden, sähe das Ballett des 20. und 21. Jahrhunderts heute anders aus.
„Der Feuervogel“ bringt einen Stoff, der Figuren aus der reichen russischen Mythen- und Märchenwelt kombiniert, in einer damals modernen Gestaltung auf die Bühne. Der Choreograph von L’oiseau de feu, Michail Fokin, ein Zögling der zaristischen Ballettschule und Tänzer des Mariinski-Theaters, galt als Reformer seiner Kunst im Sinne einer stilistischen Einheit von Libretto, Tanz, Musik und Dekor.
Der Kontrast zu Apollon musagète, das auf leerer Gassenbühne mit beleuchtetem Rückaushang getanzt wird, könnte größer kaum sein. Den Uraufführungstermin in der Version George Balanchines pflegt die Ballettgeschichtsschreibung als die Geburtsstunde der Ballett-Neuzeit zu nennen. Der tänzerische Neoklassizismus George Balanchines, der hier erstmals in Reinform zu sehen war, sollte danach für gut vierzig Jahre die Bühnen der westlichen Welt prägen und sogar bis hinter den eisernen Vorhang ausstrahlen.