Kurt Sanderling dirigiert Rachmaninow
1995
2018
Modest Mussorgsky
Sergej Rachmaninow
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Kurt Sanderling
Modest Mussorgsky: Chowanschtschina (Vorspiel zum 1. Akt)
Sergej Rachmaninow: Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44
Der legendäre Dirigent Kurt Sanderling war immer ein großer Bewunderer von Rachmaninovs Musik. Es gibt mit ihm nur eine andere, dazu noch betagte Aufnahmen der 3. Sinfonie von Rachmaninov. Ein weiteres Highlight in der historischen Serie des SWR.
Der Dirigent Kurt Sanderling ist vor allem durch seine sowohl das romantisch Innige hervorkehrenden als auch das Abgründige existenziell auslotenden Darbietungen von Brahms, Tschaikowsky, Mahler, Sibelius, Rachmaninoff und Schostakowitsch zur lebenden Legende geworden. Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit, emotionale Balance, klarsichtiges Musikantentum und das Fehlen jeglicher Prätention sind Charakteristika seiner musikalischen Persönlichkeit.
Zu Beginn der Stuttgarter Konzerte, aus denen die hier zu hörenden Aufführungen stammen, erklang das Vorspiel zu Modest Mussorgskys unvollendet gebliebener Oper Chowantschtschina, an welcher er nach dem Abschluss des Boris Godunov arbeitete. Sanderling dirigierte nicht die ursprünglich von Rimsky-Korsakov herausgegebene, sondern die 1959 von Schostakowitsch auf Grundlage von Mussorgskys originalem Klavierauszug orchestrierte Fassung, die auch die heute gebräuchliche ist.
Das andere Hauptwerk das Abends war Sergej Rachmaninovs dritte und letzte Sinfonie, sein 1935- 36 komponiertes und 1938 revidiertes vorletztes, in drei Sätzen eine Dreiviertelstunde umspannendes Orchesterwerk. Die monumentalen Sinfonien Nr. 2 und 3 von Sergej Rachmaninoff waren Kurt Sanderling immer ein besonderes Anliegen. Der Geiger Efim Belsky von den Leningrader Philharmonikern berichtete: „Meiner Ansicht nach gelang ihm von der russischen Musik die dritte Sinfonie Rachmaninoffs am besten.“
Sanderling selbst resümierte später in Bezug auf seine Aufnahme der Zweiten von Rachmaninoff für die Deutsche Grammophon 1956 mit den Leningradern in Berlin: „Ich hatte damals so ein bisschen ein missionarisches Gefühl für Rachmaninoff, der im Westen sehr verpönt war. Gefühl wurde 1956 nicht gezeigt, es galt als Salonmusik. Heute ist das ganz anders, heute spielen plötzlich alle diese Sinfonien von ihm, die ich damals als Missionar gespielt habe.“