Norrington, Roger: Mahler
2009
2010
Gustav Mahler
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Sir Roger Norrington
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 9 D-Dur
Die neunte Sinfonie ist die letzte von Gustav Mahlers „offiziellen“ Sinfonien und wurde lange als sein Schwanengesang betrachtet. Nach Vollendung der gewaltigen achten Sinfonie, der „Sinfonie der Tausend“, wurde Mahler von seinem Arzt über ein unheilbares Herzleiden aufgeklärt und bald darauf starb er, erst 50-jährig, ohne seine Sinfonie Nr. 9 gehört zu haben. In dieser Sinfonie setzt Mahler sich mit seinem Leiden auseinander und taucht ein in die dunkle Nacht der Seele. Entsprechend abgründig, verzweifelt und ergreifend ist die Musik. Sie steht auch, rein musikalisch betrachtet, an der Grenze zwischen äußerster Spätromantik und einer beginnenden Moderne, wie sie sich in der Auflösung der Tonalität äußert.
Diese Klang gewordenen seelischen Konflikte nun interpretieren das Radio- Sinfonieorchester Stuttgart und Roger Norrington ohne Larmoyanz. Dazu trägt in entscheidendem Maße bei, dass sich das Orchester des Ausdruckmittels des Vibrato enthält. Norringtons Erfahrungen im Umgang mit historischer Aufführungspraxis, der er einen großen Teil seines Lebens gewidmet hat, führten ihn dazu, auch mit einem modernen Klangkörper einen historisch informierten Stil zu entwickeln, dessen Hauptkennzeichen das Fehlen des Vibrato ist und das mittlerweile mit dem Namen „Stuttgart Sound“ bezeichnet wird. Auch in Mahlers gewaltiger Sinfonie Nr. 9 verfehlt dieser Klang seine Wirkung nicht, der schon in einigen anderen Mahler-Aufnahmen so viele erschütternde Momente hervorgebracht hat.
Teil seiner Werke für sie geschrieben – diese Überlegungen sind vielleicht nicht wissenschaftlich haltbar, aber sie geben der Interpretation einen ganz eigenen Charakter.