Gerade bei Beethoven kann man Rosbauds Kunst, das Strukturelle mit dem musikantisch Zündenden, das Vorwärtsdrängende mit dem Zauber der Poesie, das Strenge mit dem Freien zu vermählen, nicht genug bewundern. Je bewusster man die Feinheiten von Rosbauds Kunst erlebt, desto mehr wird man bewundern, wie er in der Lage war, seine glasklare Vorstellung vollendet auf das Orchester zu übertragen, ohne dass die Lebendigkeit, Frische und Spontaneität darunter gelitten hätte. Kein Zweifel kann bestehen nach dem Anhören dieser Beethoven-Aufnahmen: Rosbaud war einer der großartigsten Musiker und Dirigenten des 20. Jahrhunderts, auch als Begleiter des beseelt aufspielenden Trio di Trieste im Tripelkonzert, der genialisch glühenden Titanin Ginette Neveu im Violinkonzert, des in jedem Ton unkorrumpierbare Seriosität ausstrahlenden Géza Anda im 4. Klavierkonzert. Es gelingt dem Orchester unter Rosbauds Leitung fast immer, sowohl die feinsten Details liebevoll genau und mitreißend auszugestalten als auch den grundsätzlichen Charakter durchgängig zu wahren und die Form als Ganzes mit ihren für Beethoven so typischen maximal sich entfaltenden Gegensätzen in bezwingender Einheit erstehen zu lassen.